Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Königreich Preußen, 341
Unter allen preußischen Fischereiplätzen steht Eckernförde obenan; als Fisch-
räucherort ist Ellerbeck bei Kiel besonders bekannt. Der Fischvertrieb wird zum
Teil durch Altouaer und Hamburger Firmen besorgt. Für Hebung des Fischerei-
gcwerbes geschieht neuerdings durch die Staatsregierung das Möglichste, durch die
auch neue und reiche Fischgründe aufgesucht worden sind. Die Fifcherflotte der
Provinz ist au der Ostsee nicht unbedeutend, dagegen befanden sich an der Nordsee
1889 nur 98; es fischten an der Nordsee 91 Fahrzeuge der Provinz mit Grund-
schleppuetz. Im Wattenmeer der schleswigschen Westküste befinden sich Austernbänke,
welche seit dem Anfange des vorigen Jahrhunderts durch den Staat an Private ver-
pachtet werden; in den letzten Jahren konnte jedoch keine Ausbeutung derselben statt-
finden; mannigfache Bemühungen, die Austern wieder zu vermehren und in andern
Küstengebieten neu einzubürgern, sind noch von keinem rechten Erfolge gewesen.
Der Schiffahrts- und Handelsbetrieb der Provinz wird durch die
Meereslage derselben außerordentlich begünstigt. Das Land bildet gewisser-
maßen die Brücke für den Handelsverkehr mit Skandinavien. Gegenwärtig ist
Kiel der Handelsmittelpunkt der Provinz, demnächst ragen auch Flensburg
und Altona hervor.
Von großer Bedeutung für die Entwickeluug des Handels waren die Anlegung
des Eiderkanals (1777—84), die Zollordnung von 1838, die Aufhebung des Sund-
zolles (1857) und vollends die Einverleibung der Herzogtümer in Preußen (1866)
und der Eintritt derselben in den Zollverein (1867). Die letzteren Ereignisse haben
naturgemäß dem Handel eine andre Richtung gegeben; an die Stelle des regen
Verkehrs mit Dänemark trat nunmehr ein um so lebhafterer Handel mit dem Zoll-
verein, und diefer wird immer selbständiger. Flensburg war früher Hauptplatz;
dasselbe wurde dann von Altona überflügelt, und neuerdings hat, wie erwähnt,
Kiel den ersten Rang inne. Von alters her ein berühmter Meßplatz („Kieler Um-
schlag"), hat diese Stadt gegenwärtig den zweitgrößten Schiffsverkehr unter allen
preußischen Seeplätzen, und besonders auch unter den deutschen Ostseehäfen.
Während das ganze Deutsche Reich am 1. Januar 1888 3811 Schiffe mit 1240182
Registertonnen Raumgehalt und 37 076 Mann Besatzung besaß, hatte Schleswig-
Holstein im Ostseegebiete 297 Schiffe mit 74092 Registertonnen und 2388 Mann
Besatzung, im Nordseegebiete 373 Schiffe mit 29 923 Registertonnen und 1340 Mauu.
Verhältnismäßig groß war an der Ostsee die Zahl der Dampfer (142 gegen 18 an
der Nordsee). Von den preußischen Häfen nimmt Kiel nach Stettin den ersten Rang
ein (Eingang 1887: 3869 beladene Schiffe mit 481624 Registertonnen; Ausgang:
2295 beladene Schiffe mit 30t 473 Registertonnen). Flensburg brachte es im gleichen
Jahre auf 1132 beladene Schiffe von 125487 Registertonnen (Eingang) und 602 be-
ladeue Schiffe von 41907 Registertonnen (Ausgang), Altona auf 548 beladene Schiffe
mit 111415 Registertonnen (Eingang) und 382 beladene Schiffe mit 3l421 Register-
tonnen (Ausgang). Andre Hafenstädte von Bedeutung sind Neustadt, Burg auf
Fehmarn, Heiligenhafen, Neumühleu bei Kiel, Kappeln, Sonderburg und Tönning.
Eine Anzahl von Schiffen mit einem Raumgehalt von 200—400 Registertonnen liegen
in den japanifchen und chinesischen Gewässern der Küstenschiffahrt ob. Einen hervor-
ragenden Platz unter den Handelsartikeln nehmen die Bodenerzeugnisse und Vieh ein.
Flensburg, Husum, Kiel, Heide und Altona sind für Getreide, Husum und Itzehoe
für Vieh am bedeutendsten. Husum hat sowohl in Magervieh (besonders aus Jüt-
land) als auch in Fettvieh einen höchst bedeutenden Umsatz. In der Einfuhr treten
folgende Gegenstände besonders hervor: Rindvieh, Pferde und Schweine aus Däne-
mark; Roggen aus preußischen, russischen und dänischen Häfen; Leinsamen aus
Rußland; Bauholz aus Rußland, Ost- und Westpreußen, Schweden und Norwegen;
Stz:inkohlen aus England und Westfalen; Salz aus dem deutschen Binnenlande;
Eiren aus Lothringen, Schweden und England; Eisen-, Woll- und Baumwollwaren
mg den deutschen Jndnstriebezirken, Hamburg und England; Lein- und Banmwoll-
waren aus deutschen Jndnstrieplätzen und Hamburg; Kolonialwaren aus Hamburg,
England, Holland und überseeischen Ländern; in der Ausfuhr treten auf: Pferde
nach Hamburg und dem deutschen Binnenlande; Fettvieh, Felle, Häute, Wolle, Speck,
Fleisch und Butter nach England (meist über Tönning) und Hamburg; Fische
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TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Extrahierte Ortsnamen: Kiel Nordsee Nordsee Skandinavien Flensburg Altona Flensburg Altona Kiel Schleswig-
Holstein Nordseegebiete Nordsee Stettin Flensburg Altona Heiligenhafen Kiel Kappeln Sonderburg Flensburg Husum Kiel Altona Husum Itzehoe Husum Magervieh Jüt- Schweden Norwegen England Westfalen Lothringen Schweden England Hamburg England Hamburg Hamburg England Holland Hamburg England Hamburg
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Geschlecht (WdK): koedukativ
Su Erstes Kapitel.
Inseln Nordstrand, Pellworm und die Halligen, Darin: Husum, Kreisstadt und
Bahnstation an der Husumer Au und am Rande der Marsch, 6268 Einwohner.
Gymnasium mit Realprogymnasium, Eisengießerei, Hafen, Viehhandel (Ausfuhr);
Dampfschiffahrt nach den nordfriesischen Inseln, (Mehrfache Verheerungen durch
Sturmfluten.) In dem benachbarten Wattenmeere die schleswigschen Austernbänke
(jetzt geschont), — Bredstedt, großer Flecken in der Nähe der Marsch (2212 Ein-
tvohner), Viehzucht, Viehhandel; kleiner Hafen. — An der Küste liegen verschiedene
„Köge". — Nvrdstrand, Pelworm und die 13 Halligen sind die Reste der ehe-
maligen großen Insel Nordstrand, welche durch große Fluten zwischen dem 14, und
17. Jahrhundert zu Grunde gegangen ist. Nordstrand und Pellworm haben
fruchtbaren Marschboden und sind jetzt durch große Deiche geschützt; erstere Insel mit
2370 Einwohnern (worunter 300 Katholiken), letztere mit 2061 Einwohnern. Die
Halligen sind kleine uneingedeichte Inseln, die° höheren Stellen der bei der Ebbe
hervortretenden Watten; sie haben gute Viehweiden, sind aber bei Sturmfluten sehr
gefährdet. Tic Wohnungen der Bevölkerung, die aus mutigen Seefahrern besteht,
liegen auf Warfen (erhabenen Punkten); Viehzucht und Sammeln von Muscheln.
Bewohnt sind unter andern Hooge, Nordmarsch, Gröde, Oland,
Nordöstlich vom vorigen der Landkreis Flensburg, zu beideu Seiten des Flens-
burger Busens, besonders aber im Süden desselben; der Boden ist in den östlichen
Teilen meist sehr fruchtbar; in den südwestlichen hingegen finden sich Moore und
Heiden. Darin; Flensburg, selbständige Stadt und Bahnstation im Hintergründe
des schönen Flensburger Busens, hufeisenförmig gebaut, 33313 Eimvohner. Land-
und Schwurgericht, Landraisamt des Landkreises; Hauptsteueramt, Gymnasium mit
Realgymnasium, Seemannshanpt- und Schiffahrtsschule, Landwirtschaftsschule; viele
milde Stiftungen; lebhafte Industrie (Fabrikation von Tuch und Wollwaren, Walte,
Tabak und Zigarren, Papier, Glas; Ölen, anch aus Palmkernen; Seife, Tapeten,
Zündwaren, Preßhefe, Essig, Zement und Thonwaren; zahlreiche Ziegeleien;
Eisengießerei und Maschinenbau; Bierbrauerei und Brennerei; bedeutender Schiff-
bau :e.); vortrefflicher und geschützter Hafen; Reederei (46 Seeschiffe, worunter einige
20 Dampfer); bedeutender Seeverkehr; reger Fischereibetrieb und Pferdemarkt, Reichs-
bankstelle, Kreditverein und Handelskammer. Zu der Stadt gehören jetzt mehrere
benachbarte Dörfer (Duberg, Fischerhof, St. Jürgen je.). Alte Stadt (schon 1284
Stadtrechtej. — Im Landkreise Flensburg; Krusau, in der Nähe des Flensburger
Busens, Messingwerk, — Südlich von der Flensburger Bucht, iu der fruchtbaren
Landschaft Angeln, Översee, an der oberen Treene, Dorf; Sieg über die Dänen
(1864). — Glücksburg, Flecken in schöner Lage, am Flensburger Busen; großes
Schloß (ehemals hier Benediktinerktoster); Seebad, Obst- und Gemüsebau, lange
Residenz der Herzöge von Schleswig-Holstein-Glücksburg (1662—l778).
Nordöstlich vom vorigen der Kreis Z'onderburg; derselbe besteht aus der Insel
Alfen und der gegenüber liegenden Halbinsel Snndcwitt; die Insel ist sehr fruchtbar
und wohlangebaut, auch im Besitze schöner Laubwälder und Obstpflanzungen; die
Bevölkerung meist dänisch. Auf der Insel; Sonderbnrg, Kreisstadt in prächtiger
Lage am Alsensunde, 5267 Einwohner. Pontonbrücke zum Festlande; Schloß, Real-
Progymnasium, Spinnerei und Weberei, Schiffbau, Eisengießerei, Dampfmühlen;
guter Hafen, Seebad, Dampfschiffahrt (nach Kiel, Flensburg ?e.; l886 gingen 624
beladene Schiffe mit 38077 Tonnen ein und 466 beladene Schiffe mit 30720 Tonnen
aus); siegreicher Übergang der Preußen (am 29. Juni 1864); früher Bollwerk der
Dänen. — Nordöstlich Augustenburg, Flecken an der Bucht gleichen Namens;
Schloß (1770—76 erbaut; ehemals Residenz der Herzöge von Schleswig-Holstein-
Sonderburg-Augustenburg); Lehrerinnenseminar. — Im Norden der Insel der Flecken
Norbnrg; ehemals sehr feste Burg (Ruine). — Auf der Halbinsel Sundewitt: In
der Mitte das Dorf Broacker (Viehmärkte). An dem schmalen Eckensund (Ab-
zweigung des Flensburger Busens) das Dorf gleichen Namens (Ziegeleien). Sonder-
bürg gegenüber das Dorf Düppel. Dabei ehemals die starken „Düppeler Schanzen",
viel umkämpft (Treffen am 28. Mai 1848; von Bayern und Sachsen erstürmt am
13. April 1849, von den Preußen am 18. April 1864). — Sandberg am Alsen-
sunde ist Hauptort der Grafschaft Reventlow-Sandberg.
Nördlich vom Kreise Flensburg der Kreis Äpenrade; an dem Apenrader Busen
und von diesem südwärts bis zu dem Busen von Flensburg; im Westen reich an
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Königreich Preußen. 345
Mooren, im Osten fruchtbar; Bevölkerung auf dem Lande größtenteils dänisch.
Darin: Apenrade, Kreisstadt und Bahnstation in prächtiger Lage an dem Apenrader
Busen, 6126 Einwohner (meist deutsch). Navigationsschute; Wollspinnerei, Schiff-
bau und Schiffahrt; Reederei (45 Schiffe); guter Hafen, Seebad. Schloß Brunlund
(von der Königin Margareta 1411 erbaut; jetzt Gerichtsgebäude), — In der Nähe
der Hügel Uruehöved, in alter Zeit Wahlort der Könige und Versammlungsort des
Schleswigschen Landthings. — In der Nähe der Halbinsel Sundewitt der Flecken
Gravenstein, mit Schloß und bedeutendem Obstbau („Gravensteiner Apfel").
Westlich vom vorigen der Kreis Tondern; derselbe breitet sich von dem Land-
rücken zur Westküste hin aus und enthält auch die nordfriesischen Inseln. An der
Westküste finden sich viele Moore, aber auch gute Marschen; auf den Inseln treten
Marsch- und Geestland hinter Dünen und Sandflächen zurück. Darin: Tondern,
Kreisstadt und Bahnstation an der schiffbaren Widau, 3550 Einwohner. Haupt-
steneramt, Schullehrerseminar; ehemaliges Dominikanerkloster (jetzt Hospital); Eisen-
gießerei; bedeutende Viehzucht (auf den benachbarten Fettviehweiden), lebhafte Vieh-
markte; in der Umgegend viel Spitzenklöppelei. — Nordöstlich Lügumkloster,
Flecken an der Lohbek, ehemaliges Cistereienserkloster (1173—1548; schöne Kirche).—
In der Nähe der Mündung der Widau und am Wattenmeere der Flecken Hoyer;
Viehzucht, Dampfschiffahrt nach Sylt. — Im Süden von Tondern meist Marsch-
land; hier das große Dorf Niebüll. — An dem Wattenmeere Dagebüll, Über-
fahrtshafen nach Wyk auf Föhr. Auf der Insel Föhr findet sich zum Teil sehr
fruchtbarer Boden und schöne, kräftige Bevölkerung friesischen Stammes (Seeleute und
Fischer, 4300 Einwohner). Hauptort Wyk, Flecken an der Ostseite; Hafen, Seebad.
In drei sogenannten „Vogelkojen" werden jährlich 60000 Enten gefangen. — Süd-
westlich von Föhr die Insel Amrum, meist aus Dünen bestehend (550 Einwohner).
— Weiter nördlich die langgestreckte und verzweigte Insel Sylt, welche nur in ihrem
mittleren Teile Marsch- und Geestland enthält (2900 Einwohner). Hier liegt auch
(au der Ostküste) der Hauptort Keitum (Fischerei und Schiffahrt) und in der Nähe
der Westküste Westerland, stark besuchtes Seebad, jetzt durch einen Schienenweg
mit dem Landungsplatz Munkmarsch verbunden (starker Wellenschlag). In der Nähe
das kleinere Seebad Wenningstedt. — Die weiter nördlich gelegene Insel Röm
(Romö) enthält im Westen Sandhügel, im Osten Geestland und hat 1130 Einwohner.
Hauptort ist Kirkeby.
Ganz im Norden der Kreis Hadersleben; derselbe reicht von der Ost- bis zur
Westküste, hat viel Moor- und Heideboden und meist dänische Einwohner. Darin:
Hadersleben, Kreisstadt und Bahnstation, auf der Nordseite des laugen und schmalen
Busens gleichen Namens, 7635 Einwohner (die gebildeten Bürger deutsch). Haupt-
zollamt, Marienkirche, Gymnasium mit Nealprogymnafinm, Predigerseminar; Eisen-
gießerei und Maschinenfabrikation, Gerberei und Handschuhfabrikation, Fabrikation
von Knochenmehl und Tabak, Schiffahrt (der Hafen ist versandet). Ackerbau auf
fruchtbarem Boden. In einiger Entfernung am Belt das „Viktoriabad". — Nörd-
lich vom Busen von Hadersleben die fruchtbare kleine Insel Aaroe (240 Einwohner).
Nördlich von Hadersleben der Flecken Christiansfeld (1773 von Herrenhutern an-
gelegt), in anmutiger Gegend, gewerbfleißig. — Ganz im Norden, nach der Grenze
zu, Schott bürg, großes Dorf.
Kiel, stark befestigter Kriegshafen, selbständige Stadt und Elsenbahnkreuzungs-
Punkt am westlichen Ufer des gleichnamigen Busens, 51706 Einwohner. Herrliche
Lage; Station der Ostseeflotte; Oberlandes-, Land- und Schwurgericht, Oberpost-
direktion, Hauptsteueramt; evangelische Nikolaikirche (1240); Universität, von Herzog
Christian Albrecht gestiftet (Bibliothek mit 150000 Bänden, Sammlungen); Gym-
nafium, Oberrealschule, Marineakademie und Marineschule, Maschinisten- und Steuer-
manns- sowie Handelsschule, Blindenanstalt und Waisenhaus; Stadtkloster (bedeu-
tende Verpflegungsanstalt); große Krankenhäuser, Idioten- und Privatirrenanstalt
(Hornheim), viele Stiftungen; Sternwarte, Theater; zahlreiche wissenschaftliche und
gemeinnützige Vereine. Altstadt und Neustadt (mit Brunswiek und Düsternbrook).
In der Nähe ein prachtvoller Buchenwald, das Seebad, das Lustschloß Bellevue und
allenthalben prächtige Landhäuser und Gärten. In der Stadt das große königliche
Schloß.(prächtig erneuert; Residenz des Prinzen Heinrich von Preußen und teil-
weise für Seine Majestät den Kaiser reserviert). Die gewaltigen Marineetablissements
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Extrahierte Personennamen: Margareta Fischer Kirkeby Christiansfeld Schott Christian_Albrecht Albrecht Heinrich_von_Preußen Heinrich
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Bremen. 551
großen Postlinien nach Ostasien und Australien sicher und ungemein schnell segelnde
Dampfer stellt. Augenblicklich gehen die großen Seeschiffe nur bis Bremerhaven.
Daselbst gingen 1888 ein mit Ladung 1102 beladene Schiffe mit 1030371 Tonnen,
in Ballast :c. 106, und wieder aus 1054 beladene Schiffe mit 839250 Tonnen und in
Ballast 2c. 365. Nach Bremen selbst kamen im gleichen Jahre 877 beladene Schiffe
mit 109392 Tonnen nebst 87 in Ballast ac., und es gingen von dort aus 606 be-
ladene Schiffe mit 88161 Tonnen und in Ballast :c. 187. Hierzu kam noch der
Verkehr auf dem Weserstrome. Auf demselben kamen zu Thal an 1888 im ganzen
1136 beladene und 57 unbeladene Schiffe mit 247800 Tonnen an Gütern und 9800
Tonnen Floßholz, und es gingen ab zu Berg 504 beladene und 237 unbeladene
Schiffe mit 84300 Tonnen an Gütern. — Wichtig ist Bremen namentlich auch als
Auswanderungshafen. Von den 90259 Deutschen, welche 1889 auswanderten, gingen
nur 13158 über ausländische Häfen, die übrigen 74101 über Hamburg und Bremen.
Neben dem Norddeutschen Lloyd bestehen noch die Dampfergesellschaft „Neptun" fbe-
sonders für Skandinavien) und die Bugsiergesellschaft „Union." Für die Seeverfiche-
rung sind drei bremische und 26 fremde Seeaffekuranzgefellfchaften thätig; für die
Förderung des Handels bestehen sonst noch eine Reichsbankhanptstelle und neun Banken
(Bremer Bank, Deutsche Nationalbank, Bremische Hypothekenbank, Gewerbe- und
Geuosfenbank 2c.; auch sind die „Bremer Lebensversicherung", die „Brandversichernngs-
anstatt im Gebiet", der Kaufmannskonvent und die Handelskammer, die Auffichts-
behörde des „Wafferfchout", zwei Seemannsämter (in Bremen und Bremerhaven) und
eine Lotsenstation (in Bremerhaven) vorhanden. — Das Großgewerbe besaßt sich mit
Zigarren- und Tabaksfabrikation (jetzt von Bremer Fabrikanten besonders in der
hannoverschen Nachbarschaft betrieben), Schiffbau (sieben Werften), Seilerei, Reep-
fchlägerei und Segelmacherei, Eisenguß und Maschinenbau, Fabrikation von Zigarren-
kisten, Znckersiederei, Brennerei und Brauerei, Buch- und Steindruck. Es bestehen
ein Gewerbekonvent und eine Gewerbekammer. Jährlich finden in Bremen mehrere
Pferde-, Stuhl- und Holzmärkte statt. Die Landwirtschaft tritt zwar sehr zurück, doch
besteht für den Staat eine Kammer für Landwirtschaft. Im Jahre 1883 waren vor-
Händen an Acker- und Gartenland 6721, an Wiesen 8606, an Weiden, Hutungen :c.
6259, an Forsten 228 und an Haus- und Hofränincn, Wegen, Gewässern :c. 3328 ha.
Am größten sind die Ernteflächen für Roggen, Hafer und Wiesenheu (1831, bez. 1521
und 8638 ha). Der Viehstand betrug am 10. Januar 1883: 4748 Pferde, 14114
Rinder, 446 Schafe, 7081 Schweine und 4250 Ziegen; derselbe ist sonach für alle
Tierarten außer den Schafen verhältnismäßig groß (18,6 bez. 55,2r 1„, 27,7, 16,6 Proz.
gegen einen Reichsdurchschnitt von 6,5, 29,.2, 35,g, 17,u, und 4,9 Proz.).
Abgesehen von den bereits erwähnten trefflichen Wasserstraßen, ist für
Kunststraßen hinlänglich, für Eisenbahnverbindungen trefflich gesorgt.
Bremen ist durch Kunststraßen mit Harburg, Oldenburg, Osnabrück, Vegesack,
sowie mit kleineren Orten der Nachbarschaft (Brinkum, Lilienthal, Lesum, Hemelingen)
verbunden; zu etwa 54 km Kunststraßen treten noch etwa 33 km Landstraßen.
Außerdem wird das Gebiet durch folgende Bahnstrecken berührt: Hannover-Geeste-
münde-Bremerhaven, Vcnlo-Hamburg, Bremen-Oldenburg, Bremeu-Langwedel-Ülzen.
Im Jahre 1888/89 waren ca. 45 km Eisenbahn vorhanden, welche im Staatsbe-
triebe waren. In der Stadt ist eine königlich preußische Eisenbahndirektion. Das
Postwesen wurde in Bremen schon sehr frühzeitig organisiert; bis zum 1. Januar
1867 bestanden neben einander ein hannoversches, preußisches und Thurn und
Taxisfches Postamt, seitdem ging das Postwesen auf den Norddeutschen Bund, bez.
das Reich über; feitdem besteht in der Stadt Bremen eine Oberpostdirektion.
In dem Freistaate Bremen steht die vollziehende Gewalt dem Senate
(18 lebenslängliche Mitglieder) zu, welcher aus seiner Mitte auf je vier Jahre
zwei Bürgermeister erwählt. Tem Senate steht die „Bürgerschaft" beratend
zur Seite (150 Mitglieder). Für die einzelnen Verwaltungszweige bestehen
Deputationen (Mitglieder des Senates und der Bürgerschaft, bez. Fachmänner).
In Bremerhaven und Vegesack sind besondere Gemeindebehörden, für das
Landgebiet ein besonderer Senator („Landherr") vorhanden. Die Militär-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
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Die Slawen an der Ostsee und in Rußland. 37
slawischen Osten. Allein die kurze Nachblüte wurde von den Dänen zerstört,
die unter König Waldemar im Jahre 1172 die Herrlichkeit für immer
vernichteten. Zur Ohnmacht und Verschollenheit verdammt, ragte Vineta
fortan wie sein eigner Schatten aus dem herumliegenden Getrümmer, um
welches die Sage rasch ihre üppigen Ranken flocht. Der pommersche Fischer,
der im Kahne leise auf der glatten Fläche des klaren Meeres dahinzieht, will
zuweilen tief unten auf dem Boden die alten Straßen und Häuser noch sehen.
Ullnormannische Familie.
Mit dem Pflug und dem Schwerte hatten die Deutschen unterdessen
einen großen Teil der ihnen entfremdeten Ostmarken bis zur Oder wieder
zurückerobert und dem weiteren Vordringen der Slawen ein Ziel gesetzt.
Nach langem und hartem Kampfe war in den städtischen Niederlassungen,
die sie gründeten, Sicherheit und Ruhe eingetreten, und allmählich und un-
vermerkt vollzog sich eine Verschmelzung der slawischen Bevölkerung mit
den germanischen Einwanderern. An der Nord- und Ostsee (an letzterer
die „wendischen Städte") entfaltete die deutsche Hansa ihre Blüte und
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
62 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln.
Westeuropa aus der andern Seite vereinte genanntes Land in den letzten
Jahrhunderten des Mittelalters auf seinen Märkten die Hanseaten und
die Venezianer, die Engländer und die Oberdeutschen, die Spanier mit
den Portugiesen und die Kaufherren des Deutschen Ritterordens von den
äußersten Küsten des Baltischen Meeres. Wie verschieden sie auch in Sprache
und Sitten waren, so kamen sie doch alle gern und traten in den schnell
ausblühenden Städten der Niederländer miteinander in leichten und uugehin-
derten Verkehr. Wohlweislich hatten die wackeren Bürger die dem Handel
nachteiligen Zölle und Abgaben aufgegeben, überhaupt alle hemmenden
Schranken beseitigt, so daß ihr ganzes Land einem großen Freihandels-
gebiete glich, in dem sich die geschicktesten, reichsten und tüchtigsten Kauf-
leute begegueteu und sich darin ein Verkehr ausbildete, der soust seines-
gleichen nicht wieder auf Erden fand. Die klugen Venezianer sahen mit
Unlust einen'beträchtlichen Teil ihres gewinnbringenden Handels auf die
Niederländer übergehen, wie es auch die rührigen Hanseaten geschehen lassen
mußten, daß sich allmählich der rege Verkehr aus ihren Kaufhäusern in
die von jenen hinzog. Bald flatterten die Wimpel der holländischen Schiffe
in Meeren, welche sonst ausschließlich von den Deutscheu befahren wurden,
und brachten die Erzeugnisse ihres Gewerbfleißes nach fremden Ländern.
Kaum waren dem Handel durch die Entdeckung von Amerika und durch
die Auffindung des ostindischen Seeweges neue Bahnen angewiesen worden,
als auch die Niederländer ihre ganze Kraft daran setzten, daraus Vorteil
für sich zu ziehen. Ihre Schiffer scheuten den weiten und damals noch
ziemlich unsicheren Weg über den Ozean nicht, und als Spanien in finsterem
Despotismus den freien Geist der Bürger niederzudrücken versuchte, da
waren diese schon mächtig genug zur See geworden, um selbst mit der
größten Macht Europas den Kampf -erfolgreich zu beginnen. Nach langem
und heißem Ringen mußte Philipp die Erfolglosigkeit seines Unternehmens
zugestehen; es trat Ruhe ein im Kampfe, wenn auch der wirkliche Friede
erst viele Jahre später abgeschlossen wurde. Mittlerweile hatten aber die
frei gewordenen Niederländer den Handel so sehr an sich gezogen, daß selbst
die feindlichen Spanier den größten Teil ihrer Kriegsbedürfnisse, ihre
Waffen und Munition von jenen zu kaufen genötigt waren.
Philipp Ii. fah zwar nur mit dem größten Widerwillen die holländischen
Schiffe in seinen Häsen, doch würde sich, falls er ihnen den Zugaug zu den
spanischen Gewässern verwehrt hätte, wahrscheinlich allerhandel nach Portugal
gezogen haben. Als aber seit 1580 durch Herzog Alba Portugal unter das
spanische Zepter gebracht war, da unterdrückte Philipp nicht länger seinen
Wunsch, den Handel Hollands zu vernichten. Die Mannschaft der aus
Holland in den spanischen und portugiesischen Häfen angekommenen Schiffe
wurde in Haft genommen, die Schiffe selbst mit Beschlag belegt und den
Unterthanen jeder weitere Verkehr mit den Einwohnern der „aufrührerischen
Provinzen" verboten. Dieser Schlag sollte tödlich auf Hollands Handel
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Philipp_Ii Philipp Alba_Portugal Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Westeuropa Baltischen_Meeres Amerika Spanien Europas Portugal Hollands Holland Hollands
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Beginn der Handelsbeziehungen mit Rußland. 41
waren, wo doch infolge der Einströmung edler Metalle aus Amerika der
Geldwert aller Güter gestiegen war.
Da riet den englischen Kaufleuten der bejahrte Cabot, der von ihnen
um seine Meinung befragt worden war, gestützt auf die Herbersteiuschen
Karten, den nördlichen Seeweg nach China aufzusuchen. Mau stiftete 1553
zu London eine Moskowitifche Handelskompanie zur Ermittelung
neuer überseeischer Abzugswege für die einheimische Ausfuhr, welche aber
erst am 6. Februar 1555 von der Regierung bestätigt wurde. Doch
schon am 10. Mai 1553 lichteten drei kleine Schiffe auf der Themse die
Anker, um die nordöstliche Passage aufzufinden. Man wollte zunächst das
norwegische königliche Schloß Vardahus, den nordöstlichsten bekannten
Punkt Europas, erreichen und dann von hier gemeinsam weiter vordringen.
Am Nordkap wurde durch einen mächtigen Sturm ein Schiff von den
andern getrennt, diese setzten aber unter dem Befehle Sir Hugh Wil-
loughbys ihre Reife weiter fort und stießen endlich auf eine eisbedeckte
Küste, die wahrscheinlich zur Insel Nowaja Semlja gehörte. Das Eis
wehrte jedes weitere Vordringen und zwang die Schiffe zur Umkehr nach
den öden Küsten des russischen Lapplands, wo nach zwei Jahren russische
Fischer die Leichen Willoughbys und der ganzen Mannschaft fanden, die
dort vor Kälte und Hunger umgekommen waren. Das dritte, von ihnen
getrennte Schiff unter Richard Chancellors Befehl, kam in feinem
nördlichen Laufe, wie der Bericht sagt, „in eine unbekannte Gegend der
Welt und so weit, daß endlich gar keine Nacht mehr war, sondern immer
Helle und Sonnenschein über der mächtigen See." Man gelangte endlich
ins Weiße Meer und bei der Mündung der Dwina zu einem Kloster, an
der Stelle, wo jetzt die Stadt Archangel steht. Die Fischerbevölkerung
empfing die Nordlandfahrer ungemein freundlich, reichte ihnen nach sla-
Wischer Sitte Salz und Brot und klärte sie darüber auf, daß sie sich auf
moskowitischem Grund und Boden befänden. Chancellor dachte nun nicht
weiter an China und Indien, sondern bat um die Erlaubnis, Moskau be-
suchen zu dürfen, wo er Verbindungen anknüpfte, die als der Anfang eines
geregelten Handelsverkehrs zwischen England und Rußland anzusehen sind.
Nichts konnte sür beide Völker günstiger sein als dieses Ereignis. Die
Russen, welche erst vor kurzem an die Küsten des Eismeers vorgedrungen
waren, sahen nun, daß dasselbe einen Ausweg habe, auf dem sie ihre Pro-
dukte absetzen konnten, wofür die Engländer wieder im Austausch ihre
eignen Erzeugnisse dorthin brachten. Eine englische Faktorei wurde ge-
gründet, und ein britischer Konsul entfaltete hier zum erstenmal auf russi-
schem Boden seine Flagge. Ein Jahr nach der Rückkehr Chancellors nach
England wurde Stephen Bourrough ausgeschickt, um die Mündung des Obs
aufzusuchen. Russische Fahrzeuge, die schon längst die Südküsten von No-
waja Semlja kannten, begleiteten ihn. Man gelangte bis zur Insel Waigatz
und entdeckte die Jugorsche Straße zwischen der Insel und dem Festland.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
78 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln.
in die Hände der Fremden übergehen und ihre Städte veröden; da wurden
sie erfüllt von Wut und Haß und traten den verhaßten Eroberern als ge-
fürchtete Seeräuber in allen Gegenden des indischen Archipels entgegen,
heimlich oder auch öffentlich von den unterworfenen einheimischen Fürsten
und Bewohnern unterstützt.
Der Seeraub wurde in ein förmliches System gebracht: aus den ge-
schützten Buchten brachen ganze Flotten malaiischer Pranen hervor, um
die europäischen Handelsfahrzeuge zu kapern, welche auf der großen Bahn
nach China und Hinterindien an den ostasiatischen Inseln vorüberfahren
mußten. Es kam zu manchem harten Seegefechte zwischen niederländischen
Kanonenbooten und malaiischen Seeräubern. Wenn auch Tausende dieser
Piraten gehängt wurden, so gelang es dennoch bisher noch nicht, diese
Plage auszurotten, so daß europäische Kriegsschiffe immer zur Säuberung
der ostasiatischen Meere thätig sein müssen.
Das Jahr 1830 war für die Niederländer eines der wichtigsten seit
ihrer Existenz als selbständiger Staat. Es fällt in dieses Jahr der Ab-
fall von Belgien. Wurden durch die Teilung des Reiches die Nieder-
länder als Staat geschwächt, so war doch die Trennung der südlichen
Provinzen den nördlichen Handelsstädten willkommen, da Antwerpen mit
seinem trefflichen Hasen und seiner günstigen Lage an der Schelde den
Städten Amsterdam und Rotterdam eine gefährliche Nebenbuhlerin zu
werden anfing.
Ungleich wichtiger aber als dieses nur das Mutterland berührende
Ereignis war für die Kolonien ein andres, in dasselbe Jahr fallendes:
die Sendung des Generals und Grafen van den Bosch als General-
gouverneur nach Ostindien. Dieser geniale Staatsmann, der die Pro-
duktivität des fruchtbaren Javas dem Staate auf eine Weise zu nutze machte,
wie solches noch nie zuvor geschehen, der zugleich mit dem Charakter der
Eingeborenen innig vertraut war, verstand es, sie zufrieden und glücklich
zu machen, während ihr Fleiß dem Staate zugleich den höchsten Nutzen
brachte. Es gelang ihm, durch den bedeutenden Gewinn, den sein Kultur-
system aus den Produkten Javas, namentlich aus dem Kaffee und dem
Zucker, zu ziehen wußte, nicht nur die Finanzen Hollands wieder zu heben,
sondern auch dem ostindischen Handel neuen Aufschwung zu geben. Seit
dem Jahre 1832 ist sein System (Cultuur-stelsel) überall in Nieder-
ländisch-Jndien eingeführt.
An der Spitze der Regierung steht der Generalgouverneur mit Vize-
königlicher Gewalt, er ist zugleich Oberbefehlshaber der Land- und See-
macht, kann Krieg erklären, auch Frieden und Verträge mit den eingeborenen
Fürsten und Bölkern schließen. Das Gebiet der sämtlichen ostindischen Be-
sitzungen zerfällt in zwei Abteilungen: in den Grundbesitz (Java mit
Madura) und in die Außenbesitzungeu (Buitenbezittingen), d. h. die übrigen
unmittelbaren und mittelbaren Teile.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
58 Die Eroberung von Sibirien durch die Kosaken.
weiter vor und gewannen ganze Provinzen Chinas. In den Streitigkeiten
dieses Reiches mit den Westmächten hatte Rußland sich still Verhalten und
sogar sich auf Seiten Chinas hingeneigt; als Lohn für diese Freundschaft
nahm es sich die Amurländer. China konnte nicht widerstehen und mußte
darein willigen. Rußland erreichte durch verhältnismäßig geringe An-
strengung die Erfüllung seines schon seit Jahrhunderten gehegten sehn-
lichsteu Wunsches; denn das war im Laufe der Zeit klar geworden, daß
Sibiriens Handel immer gelähmt bleiben müsse, so lauge demselben nicht
durch die freie Schiffahrt auf dem Amur ein Absatzweg eröffnet werde.
Immer und immer war Rußland mit Vorschlägen an die Chinesen heran-
getreten, ihm den Fluß abzulassen. Da wurde 1847 der ebenso thätige
als gewandte Graf Murawiew zum Generalgouverneur Ostsibiriens er-
nanut, dessen erste Handlung es war, einen Offizier nach den Amur-
gegenden abzuschicken. Obgleich derselbe nicht wieder zurückkehrte, ließ
dessen Chef sich doch keineswegs abschrecken, ordnete größere Expeditionen
ab, welche die Ochotskische See und die Amurmündungen erforschen und
daselbst russische Handelsposten anlegen mußten. Im Jahre 1854 ging
er selbst nach jenen Gegenden ab. Damals, als der orientalische Krieg
ausgebrochen war, kam es darauf an, die russischen Kriegsschiffe im Stilleu
Ozean schnell mit Kriegsbedarf und Lebensmitteln zu versehen.
Murawiew ruderte mit einer kleinen Flotte und Armee ins chinesische
Gebiet hinein; ein Dampfer, fünfzig große Barken und zahlreiche Flöße,
beladen mit Geschütz und 1000 Kosaken, gingen den Amur hinab und
legten sich vor der chinesischen Stadt Aignn vor Anker, wo die schlecht-
bewaffneten eingeborenen Soldaten aufgestellt waren. Sie schauten neu-
gierig auf die kühnen Eindringlinge, ließen sie aber ruhig weiter ziehen.
Murawiew hatte bei dieser Fahrt die Schwäche der Chinesen und die
Trefflichkeit des Amurs als Wasserstraße kennen gelernt; er benutzte daher
den letzteren in den folgenden Jahren ganz ungehindert, legte Stationen
an und setzte sich auf jede Weise fest. Chinesische Mandarinen, die dagegen
Einspruch erheben wollten, wurden, ohne angehört zu werden, fortgeschickt;
man gebrauchte eben ganz einfach das Recht des Stärkern und kümmerte
sich um die Protestation sehr wenig. In Petersburg war man überrascht
über das kühne und rücksichtslose Unternehmen Mnrawiews, billigte es
aber und sandte ihm Unterstützung, so daß derselbe im Jahre 1858 alles
nördlich vom Amur gelegene Land in seine Hände brachte.
Durch den in Aiguu gefchloffenen Vertrag wurde diese Besitzergreifung
von seiten Chinas bestätigt. Das Land zwischen dem Flusfe Usfuri und
der mandschurischen Küste sollte beiden Reichen gemeinschaftlich gehören,
doch trat schon 1860 China, dem Drängen Rußlands nachgebend, diese
Länder vollständig ab, so daß sich die russische Grenze bis nach Korea hin
ausdehnte.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
88 Tie Engländer in Ostindien.
breitet, die ihm die Niederländer schon ansingen streitig zu machen; und
selbst die Franzosen schickten sich an, im Nordosten von Amerika ihren zivili-
satorischen Beruf, auf den sie sich von jeher so viel zu gute gethau haben,
weiter zu verfolgen. Es schien, als ob das meerumgürtete England bei
der Teilung der Welt zu spät gekommen und nichts für dasselbe übrig ge-
blieben wäre.
Und doch — wer hätte wohl damals denken sollen, daß es kaum zweier
Jahrhunderte bedurste, um die englische Flotte zur Beherrscherin aller
Meere zu machen! Wer hätte geahnt, daß jetzt der englische Schiffsverkehr
fast so viel beträgt, als der aller andern seefahrenden Völker zusammen-
genommen?
Das 16. Jahrhundert war schon seinem Ende nahe, als die Engländer
die ersten erfolgreichen Anstrengungen machten, auf dem Meere zu Ansehen zu
gelangen. Im Jahre 1532 belief sich die Flotte ihrer Kauffahrteischiffe
auf 135, von denen sich nur eiue kleine Zahl bis zu 500 Tonnen Last er-
hob. Doch als mit diesen Fahrzeugen, denn nur wenige gehörten der Krone
an, die größte und stolzeste Flotte jener Zeit, die spanische Armada, ge-
schlagen ward, da erhoben die englischen Schiffer mutig ihr Haupt, sandten
verlangend ihreu Blick in die Weite und strebten danach, mit teilzunehmen
am Handel in den fernen Welten. Tie Gesellschaft der „wagenden Kauf-
leute" brachte Leben und Rührigkeit in die Nation, und allerorten äußerte
sich ein kräftiger Aufschwung. Bald machte sich auch die Notwendigkeit
sühlbar, mit Indien, der unerschöpflichen Quelle aller für einen Kaufmann
wünschenswerten Gegenstände, in unmittelbaren Verkehr zu treten. Man
beschäftigte sich zunächst damit, einen Handelsweg zu Lande dahin ausfindig
zu machen, und schon 1531 war eine Anzahl Handelsherren zur Bildung
„einer türkischen Handels-Kompanie" zusammengetreten, um durch den Per-
sischen Meerbusen und dann zu Lande über Aleppo Waren direkt von
Indien her einzuführen. Doch der Weg war zu weit und unsicher, als
daß günstige Erfolge hätten erlangt werden können, man wandte sich daher
in einer Bittschrift an die Königin, eine Handelsunternehmung zur See
nach Indien eröffnen zu dürfen. Es vergingen wieder einige Jahre, bevor
etwas Entscheidendes geschah. Aber noch vor Ablauf des 16. Jahrhunderts,
am 22. September 1599, versammelten sich in Fonnderhall der Lordmayor,
die Aldermänner und etwa 100 der angesehensten Kaufleute von London
und beschlossen, eine Gesellschaft zu errichten zum Zwecke des Handels-
betriebes nach Indien, indem sie zugleich auf der Stelle in 101 Anteilen
von 100 bis 3000 Pfd. Sterl. ein Kapital von 30 000 Pfd. Sterl. zeich-
neten. Infolge einer bald nachher an den Geheimen Rat gerichteten Ein-
gäbe, in welcher um das Patent zur Bildung einer Kompanie gebeten ward,
erteilte die Königin Elisabeth am 31. Dezember 1600 dem Grafen Georg
von Cumberland und 215 Rittern, Aldermännern und Kaufleuten einen
königlichen Freibrief (Charter), der diese ermächtigte, sich unter dem Namen
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TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Personennamen: Georg
von_Cumberland
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Amerika England Indien Aleppo Indien Indien London Indien